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Foto: Land Tirol/Ibele

Von links LR Tilg, LH Platter, Hospiz-Gemeinschaft-Vorsitzende Zanon, LHStvin Felipe, TGKK-Obmann Salzburger. Foto: Land Tirol/Ibele

Die landesweite Umsetzung des Tiroler Hospizkonzeptes, das den Rahmen für die flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung in Tirol bildet, schreitet immer weiter voran. Aufbauend auf acht Säulen stellt es verschiedene Möglichkeiten zur Unterstützung von Betroffenen zur Verfügung. Besonderes Augenmerk wird auf die unterschiedlichen Krankheitsbilder, das Alter und die Lebensumgebung dieser PatientInnen gelegt. Dadurch kann auf individuelle Bedürfnisse von Betroffenen und ihrer Angehörigen bestmöglich eingegangen werden. In den letzten Tagen wurden wesentliche Schritte für die Realisierung von weiteren Maßnahmen gesetzt. Bis 2018 soll das Konzept zur Gänze und flächendeckend umgesetzt sein.

„Allen schwerstkranken Menschen zu Hause, im Heim, im Krankenhaus oder in einer speziellen Hospizeinrichtung soll ein würde- und respektvoller Lebensabend in angemessener Umgebung ermöglicht werden. Sie sollen sich darauf verlassen können, bestmöglich versorgt zu werden. Das Bundesland Tirol nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein“, informierte heute, Dienstag, LH Günther Platter nach der Regierungssitzung. „Mein besonderer Dank gilt der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, die ein unverzichtbarer Partner des Landes bei der Verwirklichung des Tiroler Hospizkonzeptes ist. Ohne diese Unterstützung wäre die Umsetzung nicht möglich“, hebt LHStvin Ingrid Felipe hervor.

„Die flächendeckende Betreuung schwerstkranker Menschen ist ein wichtiger Aspekt der Tiroler Gesundheitsversorgung. Das Hospizkonzept Tirol, für dessen Umsetzung diese Woche wichtige Schritte gesetzt wurden, bildet die Grundlage für die optimale und professionelle Hospiz- und Palliativversorgung in Tirol“, schildert LR Bernhard Tilg. „Als einer der Hauptfinanziers neben dem Land Tirol und den Tiroler Gemeinden im Tiroler Gesundheitswesen leisten die Sozialversicherungsträger sowohl im stationären Bereich als auch vor Ort, bei den Menschen im niedergelassenen Bereich, einen wesentlichen Betrag für die Palliativ- und Hospizbetreuung. Die TGKK ist sich ihrer großen Verantwortung bewusst und trägt daher in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen zu einer flächendeckenden Hospiz- und Palliativversorgung und damit zum Wohl der Tiroler Bevölkerung bei“, erläutert Werner Salzburger, Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK). Elisabeth Zanon, ehrenamtliche Vorsitzende der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft (THG), untermauert das mit aktuellen Zahlen: „16 ehrenamtliche Hospizteams sind 2015 in allen Regionen Tirols für 1.588 Personen tätig geworden. Gleichzeitig sind 70 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Unser mobiles Hospiz- und Palliativteam betreute 220 Menschen zu Hause oder im Heim. In unserer Hospizstation in Innsbruck wurden vergangenes Jahr insgesamt 233 Menschen bis zu ihrem Lebensende begleitet.“

Die acht Säulen des Hospizkonzeptes Tirol:

  • – Kinder- und Jugendhospiz

Leider sind nicht nur ältere Menschen von schweren oder stark lebensverkürzenden Krankheiten betroffen: In Tirol versterben jährlich rund 50 bis zu 25 Jahre alte Kinder und Jugendliche. Auch sie sollen in ihrer letzten Lebensphase optimal versorgt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Kinder und Jugendlichen spezielle Bedürfnisse haben. Eine verstärkte individuelle Zuwendung, die gleichermaßen auf die körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse eines sterbenden jungen Menschen eingeht, wird durch das neue Kinder- und Jugendhospizangebot des Landes gewährleistet, welches am 19.Dezember 2016 von der Landes-Zielsteuerungskommission, in der neben dem Land auch die Sozialversicherungen, der Tiroler Gemeindeverband und der Bund vertreten sind, beschlossen wurde.

Gesundheitslandesrat Tilg erläutert die speziellen Maßnahmen, die im ersten Quartal 2017 umgesetzt werden: „An der Kinderklinik am Landeskrankenhaus Innsbruck werden zwei Palliativbetten mit zusätzlichen Personalressourcen für diese jungen Patientinnen und Patienten eingerichtet. Gleichzeitig unterstützt der von Land Tirol und TGKK finanzierte Gesundheitsfonds ein hier angesiedeltes mobiles Kinder-Palliativteam mit 100.000 Euro. Damit wird ärztliche Betreuung, Pflegeleistung sowie psychologische Beratung vor allem zu Hause oder in den Betreuungseinrichtungen sichergestellt. Außerdem fördert der Gesundheitsfonds das Ehrenamt in diesem Bereich. Auf diese Weise stehen qualifizierte ehrenamtliche Kinderhospizbegleiterinnen sowie -begleiter den betroffenen jungen Menschen und ihren Familienangehörigen vor allem durch menschliche Zuwendung zur Seite.“ TGKK-Obmann Werner Salzburger ergänzt: „Wir sind sehr stolz darauf, dass mit dem Kinder- und Jungendhospiz-Angebot das Hospiz- und Palliativ-Paket Tirol auch für die Kleinsten zur Verfügung steht!“

  • – Hospizkultur im Pflegeheim

Die Landesregierung hat außerdem heute, Dienstag, auf Antrag von Pflegelandesrat Tilg die finanzielle Unterstützung des dreijährigen Projektes „Hospizkultur im Pflegeheim“ beschlossen. Dieses sieht Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung für die Hospiz- und Palliativarbeit in den Tiroler Heimen vor. Zudem erfährt das Pflege- und Betreuungsangebot für die HeimbewohnerInnen eine wesentliche Aufwertung. Nicht zuletzt sollen die Arbeitsbedingungen für die MitarbeiterInnen auf diese Weise verbessert werden.

  • – Hospizhaus Tirol

Auf Initiative der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft wurde letzte Woche in Hall der Grundstein für die Errichtung des Hospizhauses Tirol gelegt, welches künftig einen wesentlichen Baustein für die Hospiz- und Palliativversorgung darstellt. Das neue Hospizhaus Tirol soll im Jahr 2018 in Betrieb gehen. „Ich bedanke mich bei der Tiroler Landesregierung, die 8,3 Millionen Euro der Gesamtkosten von 12,9 Millionen Euro bereitgestellt hat. Mein Dank gilt auch den Spenderinnen und Spender, die unsere Bausteinaktion so großzügig unterstützt haben“, drückt Elisabeth Zanon ihren Dank aus.

  • – Stärkung des Ehrenamtes

Ohne die tatkräftige Unterstützung von 226 Ehrenamtlichen, die im Jahr 2015 insgesamt 34.260 Stunden an unbezahlter Arbeit im Dienste für die Schwerstkranken geleistet haben, wäre eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung in Tirol nicht möglich. „All jenen, die ihre Freizeit der Arbeit in der Hospiz- und Palliativversorgung opfern und der ehrenamtlichen Vorsitzenden möchte ich ganz besonders danken. Als eine tragende Säule muss das Ehrenamt weiter gestärkt werden“, streicht LR Tilg die Bedeutung hervor.

  • – Aufbau von Palliativkonsiliardiensten an den Tiroler Spitälern

Palliativkonsiliardienste kommen direkt an das Krankenhausbett schwerstkranker PatientInnen. In den beiden Landeskrankenhäusern Hall und Innsbruck wurden 2016 diese Dienste neu eingerichtet. In den beiden Bezirksspitälern Reutte und Lienz arbeiten sie bereits im Verbund mit jeweils einem Mobilen Palliativteam. Weitere Palliativkonsiliardienste und Mobile Palliativteams sollen ab Mitte 2017 in den Bezirkskrankenhäusern St. Johann und Kufstein ihre Tätigkeit aufnehmen.

  • – Ambulante Palliativ- und Hospizversorgung

Die Ambulante Palliativ- und Hospizversorgung wird entweder durch Mobile Palliativteams (spezialisierte Strukturen) oder über das Versorgungsmodell zur Betreuung daheim sichergestellt. „Als Verantwortliche für die Versorgung im niedergelassenen Bereich ist die ambulante Hospiz- und Palliativversorgung ein Herzstück für die Ermöglichung würdevollen Sterbens zuhause. Gemeinsam mit unseren Vertragsärzten vor Ort stellen wir bis 2018 eine flächendeckende Versorgung sicher“, erläutert TGKK Obmann Werner Salzburger. Eine ambulante Versorgung durch professionelle Palliativteams zu Hause oder im Heim wird bereits in den Bezirken Reutte, Lienz und Innsbruck-Land sowie der Landeshauptstadt angeboten. Eine landesweite und flächendeckende Ausweitung dieser mobilen Betreuung soll bis 2018 abgeschlossen sein.

  • – Palliativbetten an den Tiroler Spitälern

„Im Tiroler Krankenanstaltenbettenplan ist die Schaffung von 40 speziell für die Palliativversorgung ausgestatteten Betten samt gesondert ausgebildetem Personal vorgesehen. Davon konnten bereits jeweils vier in den Bezirkskrankenhäusern Lienz, Kufstein und Schwaz, sowie 14 Betten am Landeskrankenhaus Innsbruck realisiert werden“, freut sich LR Bernhard Tilg über die aktuelle Entwicklung.

  • – Palliativkoordination am Landesinstitut für integrierte Versorgung

Das neu gegründete Landesinstitut für integrierte Versorgung wird den laufenden Ausbau mit einem eigenen Palliativkoordinator begleiten und absichern. Neben der Allgemeinmedizin ist die Palliativ- und Hospizkoordination eine weitere wichtige Tätigkeit dieses Landesinstitutes.

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