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Realisierbare Zukunftsbilder auf dem Weg zu einem ‚Guten Leben für alle‘ anlässlich 111 Jahre Caritas in Tirol und 50 Jahre Diözese Innsbruck.

Foto: Caritas Tirol/Palfrader

vlnr: Christian Felber, Michael Landau, Bischof Manfred Scheuer, Ulrike Kostka, Georg Schärmer Foto: Caritas Tirol/Palfrader

Antworten auf die Frage, an welchen Enden man ziehen kann um einem ‚Guten Leben für alle‘ ein Stück näher zu kommen, standen heute im Mittelpunkt des Caritas Symposiums „Aufbrechen zum Wandel – Wirklichkeiten und Visionen einer lebenswerten Zukunft“. Die Veranstaltung im Congress Innsbruck war einer der Höhepunkte des „Sozialen Herbstes“ im Jubiläumsjahr der Diözese Innsbruck und wurde von über 500 TeilnehmerInnen besucht.

Nach den Grußworten von Landtagspräsident Herwig van Staa, Gemeinderätin Herlinde Keuschnigg und Caritasdirektor und Gastgeber Georg Schärmer dankte Bischof Manfred Scheuer allen, die dem „Evangelium ein Gesicht geben“ und die „Augen nicht verschließen“.

Ulrike Kostka, die Caritasdirektorin des Erzbistums Berlin, führte aus, dass „die Kirche die Caritas ebenso braucht, wie umgekehrt die Caritas Gott als tragenden Grund und Horizont braucht“. Der Glaube ersetzte aber nicht die notwendige Professionalität – weder für Ehrenamtliche noch für beruflich Mitarbeitende. Und weiter: „Der Versuchung, Hilfe damit enden zu lassen, Suppe oder andere gute Gaben zu verteilen, ist zu widerstehen. Es ist oft paternalistisch und verstärkt soziale Nöte. Caritas soll eine Wandertruppe sein und immer wieder offen sein für neue Nöte.“

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Caritaspräsident Michael Landau im Gespräch mit Bischof Manfred Scheuer Foto: Caritas Tirol/Palfrader

In ähnliches Fahrwasser stieß Caritaspräsident Michael Landau: „Permanente Gemütlichkeit ist nicht Gegenstand biblischer Verheißung. Nur tote Fische schwimmen gegen den Strom. Die Herausforderungen, denen wir uns als Organisation Caritas zu stellen haben, sind vielfältig und soweit wir es heute beurteilen können, werden sie nicht weniger. Im Gegenteil. Doch gemeinsam mit Menschen, deren Herz die Torheit der Güte für gescheiter hält, als jede Schlauheit des Egoismus, ist der steiler werdende Weg zu bewältigen.“ Michael Landau appellierte sich für eine „Zivilisation der Solidarität und der Liebe“ einzusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, gelte es u.a. die Aufmerksamkeit füreinander und die Nachbarschaftlichkeit zu stärken – rund um die Uhr und rund um die Welt. Darüber hinaus sei der Blick der Öffentlichkeit und der Politik auf Ungerechtigkeiten zu lenken. „Vor diesen dürfen wir nicht schweigen, auch wenn der Applaus dafür ein dürftiger ist.“

Gemeinwohl-Ökonomie

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Christian Felber erläuterte die Eckpunkte der Gemeinwohl-Ökonomie Foto: Caritas Tirol/Palfrader

Der österreichischen Publizist, Buchautor und langjähriger Sprecher der globalisierungskritischen Organisation attac, Christian Felber, beleuchtete welche Veränderungen unser Wirtschaftssystem durchlaufen muss um das „Wohl aller“ zu gewährleisten. Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ sei der Aufbruch zu einer ethischen Marktwirtschaft, deren Ziel nicht die Vermehrung von Geldkapital ist, sondern das gute Leben für alle. Anstelle von individuellem Gewinnstreben steht das Bemühen um Gemeinwohl, Konkurrenzstreben macht Platz für Kooperation. Konkret arbeitet er derzeit u.a. an der Gründung der „Bank für Gemeinwohl“ mit, die diesen Zielen gerecht wird.

Präsentation der Ergebnisse der Caritas Zukunftsworkshops

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Georg Schärmer im Gespräch mit Teilnehmerinnen Foto: Caritas Tirol/Palfrader

Insgesamt 430 Menschen aus allen Teilen Tirols nahmen von Oktober 2013 bis Juli 2014 an 38 Caritas-Zukunftsworkshops teil. Deren Ergebnisse wurden heute ebenso präsentiert: Mit 46 Prozent wurde dabei am häufigsten „Respektvolles Miteinander“ genannt, dicht gefolgt von dem Wunsch die „Natur als Erholungsraum“ nützen zu können (43 Prozent). Auf den Plätzen drei bis fünf folgen „Familie“ (29 %), „Frieden“ (21 %), „Zeit und Entschleunigung“ (18 %).

„Die Wünsche und Hoffnungen der Menschen verdeutlichen wie groß der Wunsch nach einem Wandel ist, weg von der ausschließlichen Fokusierung auf das eigene Vorankommen, das höchstpersönlich, private Glück und hin zum Interesse am Gegenüber und den gesellschaftspolitischen Herausforderungen“, so das Fazit von Caritasdirektor Georg Schärmer.

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