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Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe unisono: „Wenn Pflege in Zukunft funktionieren soll, müssen jetzt die Weichen gestellt werden!“

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v.l.n.r.: Michael Opriesnig – Österreichisches Rotes Kreuz, Walter Marschitz – Hilfswerk, Michael Chalupka – Diakonie Österreich, Erich Fenninger – Volkshilfe Österreich, Bernd Wachter – Caritas Österreich

Die Aufgaben in der Betreuung und Pflege wachsen kontinuierlich, ebenso wie die Anzahl der Menschen mit Pflegebedarf. Die fünf Organisationen der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG) – Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe – wünschen sich von der kommenden Bundesregierung einen von allen Beteiligten mitgetragenen Plan für die anstehenden Herausforderungen in Sachen Pflege.

In der Finanzierungsfrage, die spätestens 2016 wieder schlagend wird. Denn dann enden die vorhandenen Vereinbarungen mit dem Finanzausgleich. „Die Sicherstellung der mittelfristigen Finanzierung der Pflege ist daher eine der vordringlichsten Aufgaben der neuen Bundesregierung“, so der Bundesgeschäftsführer des Hilfswerks Walter Marschitz. Insgesamt werden von 2014 bis 2020 im Pflegebereich zusätzliche Mittel in der Höhe von 4,2 Milliarden Euro notwendig sein.

Ebenso relevant ist eine bessere Abstimmung bei der Betreuung und Pflege in Österreich, denn aktuell ist die Situation von zahlreichen AkteurInnen und unterschiedlichen Regelungen hinsichtlich Kosten, Verfügbarkeit und Qualität geprägt. Um Pflegeleistungen in Zukunft besser steuern zu können, fordert Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich, dass Maßnahmen wie das Care Management gestärkt und Trägerorganisationen in die Bedarfserhebung besser eingebunden werden. „Unser Pflegesystem gleicht einem Fleckerlteppich. Es wird Zeit, dass sich die Politik an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Die Menschen müssen das System steuern und nicht das System die Menschen“, macht Fenninger deutlich.

Von den rund 449.000 Pflegegeldbezieher/innen lebt die große Mehrheit – rund 377.000 Personen – zu Hause. Etwas mehr als die Hälfte wird ausschließlich von Angehörigen unterstützt und gepflegt, diese leiden unter vielfältigen Belastungen. „Pflegende Angehörige brauchen daher wirksame Entlastung und Unterstützung“, sagt Michael Opriesnig, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. „Ein Ansatz ist die Einführung von leistbaren mehrstündigen Angeboten in der Alltagsbetreuung bzw. -begleitung.“ Ein weiteres Anliegen ist der Ausbau von Beratungsleistungen. „Mit der Einführung der Pflegekarenz und Pflegeteilzeit mit 1. Jänner 2014 ist ein wichtiger Schritt getan“, so Opriesnig. „Was fehlt, ist allerdings ein Rechtsanspruch auf diese Neuregelung.“

In dieselbe Kerbe schlägt auch Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich: „Die kommende Regierung muss die Pflegelücke schließen, und einerseits gute soziale Dienstleistungen wie Tageszentren und Notpflegedienste ausbauen, sowie andererseits das Pflegegeld regelmäßig erhöhen. Nur so ist sichergestellt, dass Menschen befähigt werden, selbst zu entscheiden wie sie betreut werden möchten.“

Um das zu bewältigen, braucht es eine ausreichende Anzahl von gut qualifizierten MitarbeiterInnen in der Betreuung und Pflege. „Wenn wir warm-satt-sauber-Pflege ohne menschliche Beziehungsqualität nicht ausreichend finden, müssen wir alle vorhandenen Qualifikationen nutzen“, argumentiert Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich. Er fordert daher, dass in den Personalvorgaben und Leistungsentgelten aller Bundesländer sowohl SozialbetreuerInnen als auch Diplompflegepersonen mit Zusatzausbildungen (z.B. Wundmanagement, Demenz) gleichermaßen in Bezug auf ihre Qualifikation und ihr Gehalt berücksichtigt werden. Um Pflegeberufe attraktiver zu machen, muss die Politik auch die entsprechende Durchlässigkeit zwischen Pflege- und Sozialbetreuungsberufen sicherstellen, damit interessante berufliche Entwicklungen möglich werden.

Gemeinsam wünschen sich die fünf BAG-Organisationen eine „Pflegekonferenz“, an der alle Beteiligten gemeinsam und mit frischem Wind an einer guten Zukunft für die Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf arbeiten.

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