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Am 26. Februar 2014 wurden die ersten Arbeitsergebnisse des EU–Projektes „Gewalt im Alter“ präsentiert. Das Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe der TILAK GmbH als Leadpartner  hat in Kooperation mit der Autonomen Provinz Bozen PflegerInnen, ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen und alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung mit Fachvorträgen geladen.

Projekt_Gewalt im Alter_2014-02-25

v. l.: Dr. Herman Atz (Firma apollis), Mag. Walter Draxl, MSc (Direktor AZW), Mag. Esther Jennings, (Projektleiterin) Dr. Evi Schenk (Amt Ausbildung Gesundheitspersonal, Autonome Provinz Bozen), Dr. Marcella Pirrone (Südtirol Koordinatorin), Dr. Oswald Mair (Verband der Seniorenheime Südtirols)
Foto: AZW/Frischauf-Bild

Nachdem AZW-Direktor Mag. Walter Draxl, MSc bei seinen Begrüßungsworten darauf hinwies, wie wichtig die Auseinandersetzung mit diesem Thema bereits in der Ausbildung von PflegeexpertInnen ist, erläuterte Mag.a Anita Mair – Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege am AZW – in ihrem Vortrag die Problemstellung im Pflegealltag. Egon Lamprecht, Bezirksanwalt sprach in seinem Impulsreferat über den rechtlichen Interventionsrahmen bei Gewalt im Alter. Anschließend wurden die ersten Arbeitsergebnisse präsentiert. Neben neuen Informations- und Arbeitsmaterialien (Broschüre, Folder, Poster und Homepage www.gewaltimalter.eu ) wurden die Ergebnisse einer im Jahr 2013 in Tirol und Bozen durchgeführten Erhebung zum Phänomen Gewalt im Alter präsentiert. Befragt wurden hierbei Pflegepersonen in Altersheimen, HauskrankenpflegerInnen, ÄrztInnen und pflegende Angehörige.

Der Umgang mit dem Tabuthema „Gewalt im Alter“ – obwohl in Fachkreisen bekannt und von GesundheitsexpertInnen diskutiert – stellt für uns alle eine große Herausforderdung dar. Gerade in der Pflege besteht ein hoher Anspruch, älteren Menschen respektvoll, behutsam und mit Geduld zu begegnen. Umso schwieriger fällt es daher Aggressionen und Gewalt in diesem Umfeld zu benennen und manchmal auch zu erkennen.  Auch sprechen pflegende Angehörige selten über die Belastungen im Pflegealltag, scheuen sich fremde Hilfe anzunehmen und können so an ihre Grenzen stoßen. Umgekehrt wird auch die Problematik von (oftmals krankheitsbedingen) Übergriffen seitens älterer Menschen nicht offen besprochen. Die Erhebung untersuchte vor allem die möglichen Risikofaktoren für Gewalt gegen/durch ältere Menschen. So wurden physische und psychische Überlastungen als Hauptursache für aggressives Handeln durch professionelle Pflegepersonen gegenüber Pflegebedürftigen von den Befragten genannt –  gefolgt von Zeitdruck und Personalmangel. Auch die falsche Berufswahl spielt laut Befragten eine Rolle.

Bei aggressiven Übergriffen von Pflegebedürftigen gegenüber professionellen Pflegepersonen  und pflegenden Angehörigen wurde Folgendes erhoben: Am häufigsten handelt es sich dabei um Beleidigungen, verbale Bedrohungen und körperliche Angriffe bzw. um fehlende Kooperation. Professionelle Pflegepersonen  – vor allem wenn sie in stationären Einrichtungen tätig sind – erleben solche Vorkommnisse häufiger als Angehörige (was angesichts der viel größeren Zahl von betreuten Personen auch nicht verwundern kann), vor allem berichten sie viel öfter von körperlichen Attacken. Aber insgesamt ist das von den beiden Zielgruppen gezeichnete Bild recht ähnlich. ÄrztInnen sind dagegen nur sehr selten mit aggressivem Verhalten ihrer pflegebedürftigen PatientInnen konfrontiert.

Neben der Erarbeitung der konkreten Projektziele stand in den letzten Monaten vor allem die Sensibilisierung der betroffenen Berufsgruppen  für das Projektteam im Vordergrund. So hielten ExpertInnen in zahlreichen Altersheimen, Schulungsstätten und bei offiziellen Veranstaltungen Vorträge zum Tabuthema Gewalt im Alter.

Dabei stellte sich heraus, dass gerade von Seiten der SeniorenpflegerInnen und Betreu­erInnen großes Interesse an weiteren Hilfestellungen zu diesem Thema besteht.

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