Das Projekt startet
Geschäftsführer Dr. Schlaffer
Foto: VertretungsNetz
„VertretungsNetz-Geschäftsführer Dr. Peter Schlaffer stellte im Rahmen des diesjährigen ICSW-ExpertInnentreffens in Bregenz ein neues Projekt der vier Sachwaltervereine vor: „Clearing Plus – Unterstützung zur Selbstbestimmung“ soll als ein für Betroffene maßgeschneidertes Angebot Sachwalterschaften verhindern. Basis ist ein Konzept von VertretungsNetz.“
Hintergrund ist, dass die Zahl der Sachwalterschaften in Österreich seit Jahren stark ansteigt. Seit 2006 versuchen die Sachwaltervereine mittels Clearing hier gegenzusteuern. Clearing hat zum Ziel, die Notwendigkeit einer Sachwalterschaft und die damit verbundene Einschränkung der rechtlichen Handlungsfähigkeit einer Person zu prüfen und durch Beratung mögliche Alternativen auszuloten.
Clearing ist ein Erfolg
„Im Rahmen von Clearing-Maßnahmen zeigt sich, dass mindestens ein Drittel der Sachwalterschaften durch geringfügige Unterstützungsleistungen verhindert werden kann“, so Dr. Schlaffer auf dem ExpertInnentreffen des International Council on Social Welfare (ICSW). Die VereinssachwalterInnen sind überzeugt, dass sich durch ein erweitertes Clearing viele zusätzliche Sachwalterschaften vermeiden lassen könnten. Hier setzt das Modellprojekt „Clearing Plus – Unterstützung zur Selbstbestimmung“ an. Das Bundesministerium für Justiz hat kürzlich die vier Sachwaltervereine mit der Umsetzung des Projekts bis 2015 betraut.
Ziel des Projekts ist es, die Selbstbestimmung der Betroffenen zu fördern und zu bewahren, auf ihre Stärken zu fokussieren und ihr soziales Umfeld für Unterstützungsleistungen zu gewinnen, sodass die Bestellung eines Sachwalters oder einer Sachwalterin vermieden werden kann. Denn die UN-Behindertenrechtskonvention stellt klar fest, dass der Entzug der Geschäftsfähigkeit als eklatanter Eingriff in die Autonomie zu werten ist.
VereinssachwalterInnen sind SpezialistInnen in sozialrechtlichen Angelegenheiten, in der Sicherung der Grundversorgung (Einkommenssicherung, Geltendmachung von Ansprüchen) und im Case Management. Zudem sind sie mit vielen regionalen Einrichtungen vernetzt, die Hilfsangebote bieten. Dadurch gelingt es, maßgeschneiderte Lösungsansätze zu entwickeln und Hilfsangebote so zu koordinieren, dass eine Sachwalterschaft vermieden werden kann.
Vorbereitungen und Schulungen
Bis Ende des Jahres 2013 erfolgt nun als Vorbereitung eine Erhebung, welche regionalen Alternativen und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt und wo ein eventueller Mangel besteht. In dieser Zeit findet auch eine Schulung der MitarbeiterInnen aller vier Sachwaltervereine statt, die im Projekt arbeiten werden. Das Projekt „Clearing Plus – Unterstützung zur Selbstbestimmung“ versteht sich jedoch nicht als Ausgleich für etwaige fehlende oder mangelnde Unterstützungssysteme der Bundesländer.
Der Fachbereich Sachwalterschaft von VertretungsNetz arbeitet mit den anderen Sachwaltervereinen laufend und intensiv zusammen, damit ein möglichst einheitliches Angebot entstehen kann.
Dr. Schlaffer betont: „‘Clearing Plus – Unterstützung zur Selbstbestimmung‘ ist eine große Chance, um die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung zu erhalten und zu fördern sowie das Instrument der Sachwalterschaft auf das zu beschränken, was es seiner Intention nach ist: eine wichtige Unterstützung für Menschen mit Behinderung, die trotz Unterstützung nicht in der Lage sind, ihre Angelegenheiten selbst zu besorgen.“
Links:
Folien zum Vortrag von Dr. Peter Schlaffer
Abstract zum Vortrag von Dr. Peter Schlaffer
