sobup.at

amg-tirol LogoLetztes Jahr überraschte eine vom Beschäftigungspakt Tirol in Auftrag gegebene quantitative Studie des öibf zur Verweildauer in Pflegeberufen. Entgegen vieler Erwartungen ergab die Studie, dass Pflegekräfte in Tirol sehr gut ins Erwerbssystem eingegliedert sind, ausbildungs- und berufsadäquat beschäftigt sind und beruflich lange im Gesundheits- und Sozialbereich verbleiben. Dass trotzdem eine angespannte Personalsituation im Pflegebereich spürbar ist, ergibt sich mehr aus der ständig steigenden Nachfrage aufgrund der demographischen Entwicklung und aus temporären (karenzbedingten) Abwesenheiten von MitarbeiterInnen in der Pflege. Hier wird in Tirol bereits mit einer Erhöhung der Ausbildungsplätze im Pflege- und Sozialbereich sowie mithilfe von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten wie der Pflegestiftung und dem Fachkräftestipendium entgegengewirkt.

Mit der in Folge in Auftrag gegebenen qualitativen Studie wurde nun aber auch nochmals die berufliche Situation von MitarbeiterInnen im Pflege- und Sozialbetreuungsbereich in Tirol näher beleuchtet und erhoben, welche Arbeitsbedingungen sie  in ihrem Job vorfinden. Die Ergebnisse der Studie sollen jetzt dabei unterstützen, Verbesserungen für Pflegekräfte in ihrem Job zu erreichen, sodass der Beruf für sie noch länger als bisher attraktiv und erstrebenswert bleibt.

Der Beschäftigungspakt präsentierte die Ergebnisse der Studie vor kurzem dem Tiroler Fachpublikum.

 

Die Ergebnisse der Studie „Arbeitsbedingungen in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen in Tirol“

Für die Studie wurden Tiroler ExpertInnen aus dem Gesundheits- und Sozialbetreuungsbereich interviewt, regionale Fokusgruppen mit Personalverantwortlichen aus Tiroler Gesundheits– und Sozialbetrieben durchgeführt und in Online-Erhebungen 55 Personalverantwortliche aus den Bereichen öffentlicher Krankenanstalten, Altenwohn- und Pflegeheime, Sozial- und Gesundheitssprengel, Vereinen und Behinderteneinrichtungen sowie über 850 Beschäftigte in Tiroler Gesundheits-, Pflege- und Sozialbetreuungseinrichtungen befragt.

Die Studie verdeutlicht, dass sich der Gesundheits-, Pflege- und Sozialbetreuungsbereich in Tirol durch eine hohe Identifikation der MitarbeiterInnen mit ihrer Tätigkeit, einer hohen Berufstreue und einer niedrigen Bereitschaft, den Arbeitsplatz zu verlassen oder gar aus dem Bereich dauerhaft zu verlassen, auszeichnet. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Belastungsfaktoren, die das Risiko eines temporären oder endgültigen Berufsausstiegs erhöhen:

Auf die physischen Belastungen der Pflege oder die fachlichen Anforderungen in Bezug auf spezielle Pflegeformen oder schwierige PatientInnengruppen (wie etwa „verwirrte“, demente oder psychisch kranke PatientInnen) können die Pflege- und Sozialbetreuungskräfte im Rahmen der Ausbildung gut vorbereitet werden.

Die Herausforderungen der täglichen Arbeit sind oftmals in den beschränkten zeitlichen und personellen Ressourcen begründet. Arbeitstempo, Zeitdruck, die Personalsituation und der vorgegebene Arbeitsrhythmus sowie das nicht immer leistungsorientierte Entlohnungssystem werden daher von den MitarbeiterInnen als zentrale Belastungsfaktoren gesehen.

 

Handlungsempfehlungen

Aus den Befunden der Studie sind auch Handlungsempfehlungen für die Bereiche Arbeitsorganisation, Entlohnung, Arbeitsrecht, Aus- und Weiterbildung, BerufseinsteigerInnen und länger beschäftigte Personen im Pflege- und Sozialbetreuungsbereich in Tirol entstanden. Es liegt nun an den unterschiedlichsten AkteurInnen, die Handlungsempfehlungen zu prüfen und umzusetzen.

 

Die Studie steht unter www.amg-tirol.at (Beschäftigungspakt/Arbeitsmarktforschung) als Download zur Verfügung.

 

Der Beschäftigungspakt Tirol versteht sich als vertraglich vereinbarte regionale Vernetzungspartnerschaft von 13 Akteuren der Tiroler Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik.

Die amg-tirol betreut als Koordinationsstelle die Paktorganisationen, übernimmt operative Aufgaben und ist für alle Kommunikations- und Kooperationsabläufe zwischen den PartnerInnen verantwortlich.

Categories: Aktuelles