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Foto: Land Tirol/Reichkendler

LRin Christine Baur und Tirols Suchtkoordinator Christof Gstrein (vorne Mitte) mit den ReferentInnen und PodiumsteilnehmerInnen der Tiroler Suchttagung (v.li.): Arno Melitopulos, Thomas Geisen, Harald Golser, Gerhard Wagner, Sabine Platzer-Werlberger, Martin Kurz, Katharina Humer und Harald Schneider. Foto: Land Tirol/Reichkendler

Hilfestellungen und Unterstützungsmöglichkeiten zu erarbeiten, damit Betroffene mit einer Suchterkrankung leben und arbeiten können – das war das Ziel der diesjährigen Tiroler Suchttagung mit dem Titel „Wir arbeiten dran… Sucht und Arbeitswelt“, die inzwischen zum neunten Mal stattfand.

Aufbauend auf den Erkenntnissen einer Studie, die sich im Auftrag des Landes Tirol und des AMS Tirol mit der Förderung der beruflichen Integration substanzabhängiger Personen in Tirol auseinandersetzte, wurden im Rahmen der Suchttagung die Herausforderungen bei der Integration von suchtkranken Menschen in die Berufswelt diskutiert. „Das Verhältnis von einer Suchterkrankung zu einer beruflichen Tätigkeit ist ein zwiespältiges“, zeigte Soziallandesrätin Christine Baur auf. Denn einerseits leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Selbstverständnis, gibt Sicherheit und das Gefühl, eine Aufgabe zu haben. Andererseits stellt die Arbeit aber auch einen Risikofaktor und in einigen Fällen auch den Grund für eine Suchterkrankung dar. Denn sie kann die Betroffenen über- oder unterfordern und damit eine Belastung darstellen.

„Die Ergebnisse der Studie sind sehr hilfreich für die Umsetzung in der Praxis. Gemeinsam mit Fachleuten, die in der Tiroler Suchtarbeit tätig sind, werden im Rahmen der Suchttagung Lösungsansätze diskutiert“, erläutert LRin Baur.

Koordination bei der Verschränkung von Therapie und Beschäftigung

Eine der Herausforderungen bei der Behandlung von suchtkranken Menschen und ihrer Integration in die Berufswelt ist dabei die Kooperation und Koordination der verschiedenen Institutionen bei der Verschränkung von Therapie und Beschäftigung: „Es geht um einen durchgehenden Betreuungs- und Behandlungspfad, der keine Lücken in der Kontinuität und auf der Beziehungsebene aufweist“, betonte Tirols Suchtkoordinator Christof Gstrein. Denn gerade bei suchterkrankten Menschen seien fehlende Konstanz und Beziehungsbrüche kennzeichnend für den Suchtverlauf. Auch bei der Nachbetreuung im Anschluss an die eigentliche Therapie ortet Studienautor Gerhard Wagner vom SOFFI-Marktforschungsinstitut wenig Flexibilität bei den Schnittstellen.

In einem Podiumsgespräch wurden daher die Möglichkeiten einer Vernetzung zwischen den „Big 5“, den wichtigsten beteiligten Kostenträger Land Tirol, Arbeitsmarktservice (AMS), Sozialministeriumservice (SMS), Pensionsversicherungsanstalt (PVA) und Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) erörtert.

Ein Beispiel einer solchen gelungenen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien, der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und der PVA präsentierte Katharina Humer, Leiterin regionales Kompetenzzentrum, Wien, die die integrierte Versorgung am Beispiel Alkohol in Form von individuellen Behandlungspfaden und einem übergreifenden Casemanagement vorstellte. Auch Thomas Geisen, Professor für Arbeitsintegration und Eingliederungsmanagement in Olten (Schweiz), sprach sich für ein Eingliederungsmanagement sowohl bei suchterkrankten Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, aber auch bei den Unternehmen selbst in Form von Prävention aus.

Prävention in den Betrieben

In dieser Hinsicht zeigte die Studie auch eine Lücke bei den Angeboten für jene Personen auf, die über keine entsprechende Problemwahrnehmung und –einsicht verfügen, im fortgeschrittenen Erwerbsleben stehen und chronisch Suchtmittel – insbesondere Alkohol – konsumieren. Harald Golser von kontakt+co sowie und Christian Harting vom Suchtberatungsverein BIN gaben Einblicke im Umgang mit Suchtproblemen im Betrieb: In Tirol bieten Vereine wie kontakt+co oder BIN, aber auch die Tiroler Gebietskrankenkasse und ‚fit2work‘ vom Sozialministerium Sensibilisierungs- und Präventionsarbeit in den Betrieben an. Auch hier wird an einer effektiven Koordination der verschiedenen Angebote gearbeitet.

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