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Anlässlich zehn Jahre UN-Behindertenrechtskonvention wird Kulturgenuss für alle möglich

Foto: Land Tirol/Reichkendler

Präsentierten die Maßnahmen zur Barrierefreiheit in den Tiroler Landesmuseen: v.li. Soziallandesrätin Gabriele Fischer, Wolfgang Meighörner (Direktor der Tiroler Landesmuseen), Isolde Kafka (Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses), Karl Berger, (Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums) und Katharina Walter, Leiterin der Besucherkommunikation der Tiroler Landesmuseen). Foto: Land Tirol/Reichkendler

„Barrierefreiheit bedeutet nicht nur, dass bauliche Hürden abgebaut werden. Barrierefreiheit umfasst auch den Abbau von Hürden in der Kommunikation, etwa durch Leichte Sprache oder Gebärdensprachdolmetsch“, stellt Soziallandesrätin Gabriele Fischer klar. Während früher oft von „behindertengerecht“ oder „rollstuhltauglich“ gesprochen wurde, ist seit den 1990er Jahren einheitlich das Wort „barrierefrei“ gebräuchlich. „Behinderung entsteht nicht nur aus den persönlichen körperlichen Einschränkungen, sondern es sind unterschiedlichste Barrieren, die Menschen behindern können. Mir ist immer wichtig zu betonen: Barrieren wurden von Nicht-Behinderten gemacht – daher liegt es auch an ihnen, diese wieder aufzulösen“, ist LRin Fischer überzeugt. Aus diesem Grund sei auch die Initiative der Tiroler Landesmuseen besonders wichtig, die das runde Jubiläum der UN-Behindertenrechtskonvention in Österreich zum Anlass genommen haben, im Sinne eines „Museums für alle“ einen Schwerpunkt im Programm zum Thema Inklusion zu setzen.

„In den vergangenen Jahren war es uns immer ein Anliegen, die Tiroler Landesmuseen für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Museen sollen kein exklusiver Raum, sondern als Kultur- und Bildungseinrichtung für alle offen sein. Wir haben einerseits räumliche Bedingungen zur Barrierefreiheit geschaffen und bieten andererseits mit unseren spezifischen, inklusiven Vermittlungsangeboten einen Zugang für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Der Tag der offenen Tür ist für uns ein willkommener Anlass, die Initiativen zur Barrierefreiheit in Kooperation mit dem Land Tirol zu intensivieren“, so Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen.

Damit auch Kulturbetriebe wie die Tiroler Landesmuseen barrierefrei zugänglich sind, müssen einige Aspekte berücksichtigt werden. Diese Aspekte werden unter den Überbegriffen „Bewegen“, „Sehen“, „Hören“ und „Verstehen“ zusammengefasst und reichen u.a. von der Erreichbarkeit bis hin zur Beachtung der Blickhöhe über Vermittlung in Gebärdensprache.

Die Bemühungen hinsichtlich der Barrierefreiheit sollen mit dem „Tag der offenen Tür“ am Nationalfeiertag in den Tiroler Landesmuseen wieder intensiviert werden. Von 9 bis 17 Uhr sind Interessierte eingeladen, das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, das Museum im Zeughaus, das Tiroler Volkskunstmuseum, die Hofkirche und DAS TIROL PANORAMA mit Kaiserjägermuseum bei freiem Eintritt zu besuchen. Die Programmpunkte wurden so gewählt, dass für alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderungen – etwas dabei ist. Geboten werden Mitmach-Stationen, Lesungen sowie Führungen für Gehörlose und Hörende, blinde, sehbehinderte und sehende Menschen sowie Besichtigungen und Werkstätten für die ganze Familie, ein Radparcours für alle u.v.m. Einzelne Führungen im Volkskunstmuseum, Zeughaus und im Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum lenken mit ausgewählten Objekten den Blick auf die Geschichte der Behinderung.

Das Programm ist in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Monitoringausschuss zur Überwachung der UN-Behindertenrechtskonvention entstanden“, freut sich Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses.

Das inklusive Veranstaltungsprogramm am „Tag der offenen Tür“ setzt dabei auf bereits bestehende Vermittlungsformate und -methoden, die innovativ erweitert wurden, wie Karl Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseum und Katharina Walter, Leiterin Besucherkommunikation der Tiroler Landesmuseen, berichten: „Das Programm baut auf einer langjährigen Erfahrung im Vermittlungsbereich auf. So wurden beispielsweise Formate für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen oder auch Workshops für Klientinnen und Klienten der Lebenshilfe entwickelt und durchgeführt. Hier war immer das Volkskunstmuseum Ausgangspunkt für diese Projekte, die in den letzten Jahren auch auf die anderen Häuser der Tiroler Landesmuseen ausgeweitet wurden.“ Der Tag der offenen Tür soll gleichzeitig den Auftakt für eine gemeinsame Strategie zur Barrierefreiheit in den Landesmuseen in Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und Einrichtungen aus dem Bereich Inklusion bilden.

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen – kurz: Behindertenrechtskonvention (BRK) – ist ein richtungsweisendes Übereinkommen der Vereinten Nationen und hat weitreichende Veränderungen auf rechtlicher und politischer Ebene in all jenen UNO-Mitgliedsstaaten bewirkt, die diese Konvention ratifiziert haben. „Zweck des Übereinkommens war und ist es, den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und deren Würde zu achten“, berichtet LRin Fischer. Dafür fördert die Konvention die volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen und stellt Vorurteile, überkommene Ansichten und stigmatisierende Umgangsweisen in Frage. „Die Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention vor zehn Jahren hat eine ganz neue Denkweise und Herangehensweise gebracht. Im Zentrum steht seither der Gedanke, wie eine Gesellschaft aussehen müsste, in der alle Menschen – egal ob mit oder ohne Behinderungen – gleichberechtigt leben können. Das bedeutet einen radikalen Umbau nicht nur unserer Gebäude, sondern vor allem unserer Einstellungen“, betont Kafka.

Dreh- und Angelpunkt des BRK ist die Sicherstellung der vollen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. „Das am 1. Juli 2018 in Kraft getretene Tiroler Teilhabegesetz trägt der Behindertenrechtskonvention Rechnung. Schon im Namen des Gesetzes ist die Teilhabe verankert, bei der Novellierung des ‚alten‘ Behindertenhilfegesetzes wurde auf die Einbindung von Menschen mit Behinderungen – also jenen Menschen, bei denen das Gesetz zur Anwendung kommt – ein ganz besonderes Augenmerk gelegt. Damit haben wir neue Wege beschritten“, freut sich LRin Fischer.

Programmdetails des Tags der Offenen Tür in den Tiroler Landesmuseen unter:  www.tiroler-landesmuseen.at/Tag_der_offenen_Tuer

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