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32 Junge Männer aus ganz Tirol sind seit Dezember für die Lebenshilfe im Einsatz. Zivildiener unterstützen Menschen mit Behinderungen im Alltag und lernen selber viel dabei

Seit Dezember verstärken 32 Zivildiener die Lebenshilfe und leisten so wichtige Dienste am Menschen. Beim gemeinsamen Arbeiten, bei Freizeitaktivitäten oder Fahrdiensten ermöglichen sie Menschen mit Behinderung aktiv zu werden und teilzuhaben.

Foto: Lebenshilfe / Schafferer
32 junge Tiroler leisten seit Dezember ihren Zivildienst bei der Lebenshilfe. Foto: Lebenshilfe / Schafferer

Simon Narr aus Schwaz ist einer von ihnen. Er begleitet Bewohner und Bewohnerinnen im Wohnhaus im Alltag, besorgt mit ihnen Medikamente in der Apotheke oder die nötigen Zutaten zum Kekse backen. „Das Motto der Lebenshilfe lautet ja nicht, Menschen Arbeit abzunehmen, sondern ihnen zu ermöglichen es selber zu tun. Also tu ich mit ihnen Putzen aber nicht für sie zu putzen!“, erklärt der junge Mann, der besonders in den Weihnachtsferien ein gefragter Partner für Unternehmungen und Gesellschaftsspiele ist.

„Zivildiener entlasten uns spürbar“, erklärt Georg Willeit, Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol. „Denn persönliche Unterstützung ist ein Dienst von Mensch zu Mensch. Junge Kräfte leisten da oft mehr, als ihnen bewusst ist und bringen auf ihre Art frischen Schwung in den Alltag.“

So eröffnen scheinbar einfache Dienste wie die Begleitung beim Einkauf, bei einer Arbeit oder zu einem Konzert vielen Menschen mehr Bewegungsfreiheit und Teilhabe am Leben in der eigenen Gemeinde. Daneben brauchen gerade Menschen, die nicht mit Bus und Bahn fahren können, täglich Fahrdienste, die von Hauptamtlichen kaum zu leisten sind.

Junge Leute eröffnen Verwirklichungs-Chancen

Rund 100 Zivildiener und 10 freiwillige junge Frauen übernehmen aktuell in der Lebenshilfe vielfältige Dienste: Die jungen motivierten Kräfte unterstützen Menschen mit Behinderungen im Alltag, sorgen für ihre Mobilität und verbessern so die Lebensqualität der Betroffenen.

SCHWAZ

Simon Narr aus Schwaz arbeitet im Lebenshilfe-Wohnhaus Falkenstein und unterstützt Bewohnern in ihrer Eigenständigkeit. (siehe 2. Absatz oben)

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V.l: Simon Narr (Schwaz) u Patrick Hechenblaikner (Brixlegg) leisten seit Dezember ihren Zivildienst bei der Lebenshilfe. Foto: Lebenshilfe / Schafferer
Ergänzung:

Am ersten Tag war der der Schwazer noch unsicher, wie er den Bewohnern zur Hand gehen soll. Doch durch die unkomplizierte offene Art, war das Eis rasch gebrochen.

„Es sind sehr nette Leute und inzwischen hab‘ ich von ihnen gelernt, auch kleine Erfolgserlebnisse im Alltag zu schätzen. Allein wenn wir nur eine Kleinigkeit wie eine Nudelsuppe miteinander kochen, freuen sie sich schon drüber.“ 

LANDECK

Einer von vier jungen Männern aus Landeck ist Marcel Kirschner. Der Gesundheitstrainer aus Ried entschied sich seinen Dienst in der Lebenshilfe zu leisten, „weil ich nur Positives über das Arbeiten mit den Klienten gehört habe.“

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v.l. Marcel kirschner, Felix Wenko, Sebastian Jäger und Alexander Raggl leisten seit Dezember ihren Zivildienst bei der Lebenshilfe. Foto: Lebenshilfe / Schafferer

Er arbeitet im Wohnhaus und in der Werkstatt in Ried wo er unter anderem Klienten unterstützt, Holzanzünder zu fertigen. Abwechselnd mit andere Kollegen holt er täglich mehrere Personen von daheim ab und fährt sie abends wieder nach Hause.

Schon seinen Dienstantritt beschreibt er als „sehr entspannt. Die Klienten und Mitarbeiter haben mich herzlich empfangen“, erzählt der 21-Jährige „und weil ich schon einige Mitarbeiter und Klienten kannte, war die Eingewöhnung recht unkompliziert.“

Doch schon nach wenigen Tagen bemerkt Marcel Kirschner, wie wichtig er für andere Menschen geworden ist: „Klienten begrüßen mich am Morgen schon herzlich und kommen auch sonst zu mir, um mir zu zeigen, was ihnen gelungen ist. Wenn mir ein Klient stolz seine Erfolge bei den Special Olympics präsentiert, freut mich so was.“

INNSBRUCK

Maximilian Rettenbacher aus Innsbruck/Wilten leistet seinen Dienst im Café 4A am Wiltener Platz

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V.l Maximilian Rettensbacher und Alexander Gleinser leisten seit Dezember ihren Zivildienst bei der Lebenshilfe. Foto: Lebenshilfe / Schafferer

Der Gymnasiast besuchte schon als 13-Jähriger regelmäßig das dortige Altersheim und half betagten Menschen beim Mittagessen. Jetzt begleitet er sieben Klienten die im Café der Lebenshilfe die Gäste bedienen. Dabei war er anfangs noch skeptisch, wieviel er ihnen zutrauen kann, so ist er heute überzeugt: „Die meisten machen ihre Aufgaben gerne und die meisten schaffen auch mehr als man meint. Das Motto der Lebenshilfe lautet ja nicht, Menschen Arbeit abzunehmen, sondern ihnen zu ermöglichen, es selber zu tun.“ In dem Sinne unterstützt er Klienten, die beim Getränkeeinfüllen unsicher sind oder erinnert sie, für welchen Tisch die Lasagne bestimmt ist.

Zu den Lieblingsaufgaben des Maturanten zählt der Fahrdienst, mit dem er hauptamtliche Assistenten entlastet. Dazu startet er regelmäßig um sieben Uhr morgens um Klienten aus Ampass, Lans und Innsbruck zum Arbeitsplatz zu bringen. „Die Lebenshilfe hat mir ein Fahrsicherheitstraining gesponsert und so sammle ich jeden Tag fast drei Stunden Fahrpraxis“, freut sich Maximilian Rettenbacher und startet schon wieder in den Frühverkehr.

       Mein schönstes Erlebnis… Überrascht von der Normalität

„Letztens kam ein Gast ins Café. Der hat sich mit einem Klienten sich so gut verstanden, dass sie eine Stunde miteinander verbracht haben. Das war nett zum Ansehen.“

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